Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe,
Gesundheitsforschung und Statistik

 
 

Sozialraumanalyse

Zweifellos stellen Regionen und auch Landkreise in der Regel keine homogenen Einheiten in sich dar. Es gibt bekanntermaßen Unterschiede in der Siedlungsstruktur und -dichte, der ökonomischen Situation, dem Ausmaß der Arbeitslosigkeit, der sozialen Infrastruktur, der Inanspruchnahme von Erzieherischen Hilfen nach dem KJHG, der Trennungen und Scheidungen usw.

 

Als gesichert ist anzusehen, dass diese real vorhandenen Unterschiede die Lebenslagen und Lebenschancen der dort wohnenden Bevölkerung und insbesondere auch der Kinder und Jugendlichen beeinflussen. Es geht also bei einer Sozialraumanalyse unserem Verständnis nach darum, den Zusammenhängen zwischen „objektiven Strukturen“ und „subjektiven Dispositionen“ auf die Spur zu kommen. Die zu beantwortende Frage lautet insbesondere auch, ob „Verdichtungen“ und Bündelungen von bestimmten Lebens- und Problemlagen, also räumliche Konzentrationen beispielsweise innerhalb eines Landkreises, vorfindbar sind. Diese sogenannten „sozialen Brennpunkte“ gilt es mit Hilfe einer ganzen Reihe von einzelnen Indikatoren zu identifizieren, um seitens der Jugendhilfe angemessen agieren und reagieren zu können. Ebenso kommt einer Sozialraumanalyse auch eine „Frühwarnfunktion“ zu, die präventives Gedankengut und darauf aufbauendes Handeln sicherlich unterstützt und verstärkt.

 

Ziele der Sozialraumanalyse

Innerhalb einer größeren Gebietseinheit, wie z. B. einem Landkreis, ist in dieser Hinsicht die einzelne Gemeinde die weitaus beste räumliche Untersuchungsebene. Der Analyse liegt dabei ein Modell sozialwissenschaftlicher Annahmen zu Grunde, demzufolge

 

  • die sozialen Verhältnisse und damit die Lebenslagen von Einwohner/-innen und Familien in einer Gemeinde und
  • die bestehenden Angebotsstrukturen der Jugendhilfe und vor allem deren Inanspruchnahme

 

diejenigen Bereiche sind, die Aufschluss über die soziale Belastung in einer bestimmten Region / einem Landkreis / einer Gemeinde geben. Deshalb werden die Indikatoren zum einen nach dem KJHG und zum anderen nach klassischen Kennziffern der Sozialstruktur, wie z.B. Arbeitslosigkeit, Wohnsituation, Zahl allein Erziehender, Einkommen etc., ausgewählt. Verwendet werden bei den Berechnungen nur „offizielle“ Zahlen und keine so genannten „Dunkelziffern“, deren jeweiliges Ausmaß ja definitionsgemäß unbekannt ist und bei deren Ver- bzw. Anwendung man sich in das Reich der Spekulation begeben würde. Verwendet wird für die einzelnen Indikatoren in der Regel der Durchschnittswert aus drei Jahren, insbesondere um eventuelle statistische „Ausreißer“ eines einzelnen Jahres zu relativieren.

 

Die verschiedenen in die Sozialraumanalyse einfließenden Indikatoren werden sowohl auf Landkreis- als auch Gemeindeebene zwei Teilindizes mit unterschiedlichem Gewicht zugeordnet: Für die direkt jugendhilfespezifische Fragestellung dem Teilindex „Inanspruchnahme von (Jugend-)Hilfeleistungen“ und für die sozialstrukturelle Dimension dem Teilindex „Sozialräumlicher Index“. Beide zusammen münden in einen Gesamtindex. Um die Ergebnisse der Sozialraumanalyse in einen größeren Kontext einordnen zu können, werden zu jedem dieser einzelnen Indizes als Vergleichsmaßstab die Gesamtergebnisse für den Freistaat Bayern gewählt. Die Teilindizes können – je nach Ziel- und Fragestellung – selbstverständlich auch getrennt voneinander betrachtet und interpretiert werden.

 

Zusammenfassend gesagt, ist die genaue und kleinräumige Abbildung und Darstellung sozialer Lebens- und Problemlagen von Kindern, Jugendlichen und ihren Angehörigen das primäre Ziel einer Sozialraumanalyse. Ihre Ergebnisse bilden eine solide Grundlage zur zukunftsorientierten Weiterentwicklung und Steuerung der Jugendhilfe als dauerhafte Aufgabe der Jugendhilfeplanung. Sie ist ein verlässliches Arbeitsmittel für Landkreise, Gemeinden,
Freie Träger der Jugendhilfe und für das Jugendamt, um personelle, finanzielle und sonstige Ressourcen effektiv und effizient einsetzen zu können und mittel- und langfristig das kommunale Leben zu planen. Über den Schritt einer ersten Bestands- und Momentaufnahme hinaus, bietet eine methodisch analog angelegte Fortschreibung die Möglichkeit des zeitlichen Vergleichs und damit auch der Evaluation der in der Zwischenzeit eingeleiteten und ergriffenen Maßnahmen und Veränderungen.